Aktuelles: Europa tanzt inklusiv in Münster

Tanzen als internationale, universelle Sprache

„Dancing is an international language, everybody can dance“ – dieses Fazit schrieben die rund 150 Teilnehmer der internationalen Tanzbegegnung aus den Niederlanden, Polen und Deutschland auf das Flipchart im Stadtweinhaus von Münster. „Europa tanzt inklusiv“ wurde initiiert und ausgerichtet vom Tanzsportverein Die Residenz Münster e.V. und dem Büro Internationales der Stadt Münster.

Schüler mit mentalem Handicap aus Polen und Deutschland, holländische und deutsche Rollstuhltanzpaare und Tanzbegeisterte ohne Handicap – alle verbindet die Leidenschaft für den Tanz. So stellten sich gleich beim ersten Treffen im Tanzsportzentrum Die Residenz Münster e.V. alle Gruppen tänzerisch vor. Alle übten gemeinsam einen Flashmobtanz und flashten mit vielen weiteren Mittänzern später damit die Innenstadt von Münster. Nach dem Empfang im Festsaal des Stadtweinhauses tauschten die Teilnehmer mehrsprachig in Workshops Erfahrungen aus und stellten Schritte und Wünsche auf dem Weg zur Inklusion in Europa zusammen.

Ganz im Zeichen des Tanzsports stand der zweite Tag der Begegnung. Herr Dr. Reinink eröffnete in Vertretung der Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz, die inklusiven Tanzwettbewerbe. Schnell eroberten die Tanzpaare mit mentalem Handicap die Fläche, darunter auch acht polnische Paare. Die Residenz-Paare Thomas Schulz und Laura Brauckmann und Rudolf Jeising und Barabara Lorenz belegten im B-Finale der Duo-Klasse (beide Partner mit Handicap) den geteilten 2./3. Platz. Auf dem 5. Platz folgen Michael Thissen und Barbara Lorenz. Mit Bernd Bleiß qualifizierte sich Laura Brauckmann für das A-Finale und beide freuten sich über die Bronzemedaillen. Die Paare mit mentalem Handicap zeigten ihre Tänze moderiert und angefeuert von Udo Dumbeck, Vorsitzender von Tanzen Inklusiv in Nordrhein-Westfalen, der für die weiteren Turniere das Mikrofon an Juliane Pladek-Stille übergab.

Die „Fußgänger“-Breitensportpaare gingen in zwei Altersgruppen in den Standardtänzen Langsamer Walzer, Tango und Quickstep an den Start. In der Altersgruppe ab 35 Jahre sicherten sich Christian und Micaela Schmalisch den Sieg vor Michael Berning und Martina Kahlhofer. Für die „Rolli“-Breitensportpaare waren zwei Standardtänze und zwei lateinamerikanische Tänze vorgeschrieben. Auch hier gab es zwei Gruppen: Bei den Duo-Paaren tanzen zwei Rollstuhltänzer zusammen, während im Kombi-Wettbewerb Paare aus „Fußgänger“ und „Rolli“ zusammengestellt sind. Reinhard und Paz Rieth tanzten sich hier auf den Silberrang.

Das Pendant zu den Turnierpaaren ohne Handicap sind die Rollstuhltanzpaare der Leistungsklasse oder High Class. Duo- und Kombipaare tanzen hier die fünf Standard- oder Lateinamerikanischen Tänze. Die Klassifizierung in LWD 1 (Level Wheelchair Dancing) und LWD 2 berücksichtigt das individuelle Handicap. In der Turnierklasse Latein ließen sich Stefan Laschke und Vanessa Zellmann selbst durch einen Motorschaden nicht ausbremsen, sondern baten um etwas Aufschub, organisierten die Weiterfahrt nach Münster mit einem Leihwagen und tanzten im Lateinwettbewerb (Combi) auf den ersten Platz. Viele Paare – auch aus den Niederlanden – sind bereits „Stammgäste“ in Münster. Ihre Fans sorgten mit lautem Applaus und begeisterten Anfeuerungsrufen für eine besondere Wettkampf- Atmosphäre: Ob am Parkettrand oder auf der Fläche, die Stimmung war hervorragend.

Beim Cha-Cha-Cha-Cup gingen schließlich Paare mit mentalem Handicap, Breitensportpaare und Rollstuhltanzpaare aus den Duo- und Kombigruppen ganz inklusiv gemeinsam auf die Fläche. Den Cha-Cha-Cha-Cup für die Breitensportpaare ohne Handicap gewannen Michael Berning und Martina Kahlhofer mit einem halben Punkt Vorsprung vor Matthias Nienhaus und Anne Weller. Sehr gut repräsentiert wurde in diesem Wettbewerb die Rollstuhltanzgruppe durch Viktor Kortmann und Sabine Löffler, Reinhard und Paz Rieth und Christina Schmitz und Karin Wanzek.

Zum Abschluss trafen sich Teilnehmer und Gäste zu einem Squaredance und tanzten noch einmal gemeinsam den Flashmobtanz.

Bei der Siegerehrung traten die erreichten Platzierungen fast in den Hintergrund, denn gewonnen haben in dieser barrierefreien, grenzübergreifenden Begegnung alle – so wie es ein Teilnehmer am Vortag als Wunsch ausgedrückt hatte: „More days like this“.

Die Liste mit allen Ergebnissen kann hier heruntergeladen werden:
Ergebnisse: Europa tanzt inklusiv 2018 (PDF)

Juliane Pladek-Stille

Ein Dankeschön für zwei beeindruckende Tage

Als langjähriges Mitglied der Residenz habe ich schon viele schöne Turniere erleben dürfen, von denen ich immer beschwingt nach Hause gegangen bin. Bei den bisher gesehenen Euregio - Turnieren kam auch noch das Gefühl der Dankbarkeit hinzu, so viel aufrichtige Tanz- und Lebensfreude erleben zu dürfen. Und die vergangenen 2 Tage mit den niederländischen, den polnischen und den deutschen Tänzern wurden noch " getoppt " durch die positive Erfahrung, selbst Teil der inklusiven europäischen Tanzfamilie zu sein.

Wie spontan und herzlich waren Begrüßungen und Umarmungen, wenn man sich von früheren Veranstaltungen schon kannte oder ein Gruppentanz gut geklappt hatte. Wie lustig waren die Vorstellungsrunden.

Wie völker -und generationsverbindend waren die Begegnungen, z.B. am Freitag, als unter anderem eine Sportgruppe vom KvG - Gymnasium mit ihrer Lehrerin zu unseren Teilnehmern zählte und zusammen mit uns und unseren Gästen tanzte. Wie beschwingt waren Tanzrunden, bei denen die Zuschauer nicht nur rhythmisch mitklatschten, sondern auch die Texte der Musikstücke in 3 Sprachen mitsangen. LEBENSFREUDE PUR!

Natürlich bereiten solche" Großveranstaltung viel Arbeit und sind in der Durchführung, wie auch in der Vor - und Nachbereitung außergewöhnlich zeitraubend. Für die Erledigung dieser Aufgaben braucht man selbstverständlich auch viele Helfer: ob bei der Dekoration, bei der Verpflegung der vielen Gäste über 2 Tage hinweg, bei den Fotos, bei vielen vor - und nachbereitenden Aufgaben, die man gar nicht alle aufzählen kann. Aber unsere konditionsstarken " Resi-Helfer " haben jeden Arbeitsansturm mit Schwung und viel Freude" gewuppt" und es hat gut geklappt. Vielen Dank euch allen! Was hätten wir ohne euch gemacht?

Besonderer Dank gilt aber natürlich Juliane Pladek- Stille und Doris Mosel - Göbel, die beide schon vor Monaten in die Planung gingen, die alle Kontakte knüpften, die in enger Verbindung zum Planungsteam bei der Stadt Münster standen und dabei - immer ruhig und besonnen - den Überblick behielten. Die Leistung kann man z.B. daran messen, wenn man die vielen unterschiedlichen Startklassen betrachtet. ( Wenn ich richtig gezählt habe, waren da 15 Wettbewebe an EINEM Turniertag. )Bewundernswerte Organisation - und dankenswerter Einsatz! Ohne Juliane und Doris hätten wir alle, die wir uns zur europäischen inklusiven Tanzfamilie zählen, diese unvergesslichenTage nicht erleben können!

Ulrike Leifert-Wagner

Alle Bilder der angefügten Galerie wurden von Anne Berlin aufgenommen

Bildergalerie: Europa tanzt inklusiv 2018

Veröffentlicht am 06. November 2018 in Aktuelles